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Untersuchung zum Prädationsschutz der Vögel an Nistkästen gegen den Waschbären
15.12.2021
Bild: G. Lakmann
Die rasant ansteigende Populationsdichte des Waschbären hat insbesondere auch auf die heimischen Vögel negative Auswirkungen. Infolge der Plünderung ihrer Nester können einzelne Vogelarten lokal ganz verschwinden. Im Rahmen des neuen Projektes untersucht die Biologische Station Schutzvorrichtungen an Nistkästen, die das Gefährdungspotential verringern.
Allgemeine Informationen

Das Artenschutzprojekt 

Untersuchung zum Prädationsschutz
der Vögel an Nistkästen gegen den Waschbären

wird durch die Biologische Station seit 2019 im Raum Bielefeld und im Kreis Gütersloh durchgeführt.

Als Sachmittel hat die

Stöckmann Stiftung 

sieben Wildkameras für die Untersuchungen gefördert.

Ansprechpartner: Bernhard Walter,
Conny Oberwelland












Verbreitung

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Waschbären liegt in Nord- und Mittelamerika. In Deutschland wurde der Waschbär im 19. Jahrhundert zunächst als Attraktion in Zoos gehalten, zu Beginn des 20. Jahrhunderts zudem in Pelztierfarmen. Viele Tiere entkamen aus der Gefangenschaft - östlich von Berlin allein schon 25 Waschbären Ende des 2. Weltkrieges.Überdies wurden in Hessen, im Harz und bei Straußberg (Brandenburg) Tiere zu Jagdzwecken ausgesetzt. 

Die Populationszunahme verläuft rasant schnell. Der bundesweite Bestand wird derzeit grob auf mindestens 1,4 Millionen Tiere geschätzt – in naturnahen Gebieten  bis zu 6 Waschbären pro km2 und in Siedlungsgebieten sogar bis zu 100 Tiere pro km2.

Schwerpunktbereiche in Deutschland sind neben dem Raum Berlin auch das Bundeland Hessen, von wo aus sich der  Waschbär insbesondere in den letzten Jahren stark nach Ostwestfalen ausgebreitet hat.

Umgang mit der gebietsfremden Art

Der Waschbär ist in der "Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung" der EU von 2016 aufgeführt und gehört damit zu den 37 Tier- und Pflanzenarten, die in Europa „unerwünscht“ sind.
 

Ökologie und Lebensweise des Waschbären

Der dämmerungs- und nachtaktive Waschbär gehört zu den Kleinbären und ist etwa so groß wie ein Rotfuchs. Seine Kopf-Rumpf-Länge liegt bei 40 bis 70 cm, sein Gewicht bei 3,5 bis 10 kg. Seine markanten Merkmale sind seine schwarze, kontrastreiche Gesichtsmaske, sein langes, braun-graues Fell und sein buschiger, geringelter Schwanz. 

Der kleine Bär ist ein ausgezeichneter Kletterer und Schwimmer. Sein Tastsinn ist außerordentlich gut ausgeprägt, was für den Waschbären bei seiner nächtlichen Lebensweise von großer Bedeutung ist. 

Der Allesfresser ernährt sich sowohl von Kleintieren (Kleinsäuger, Amphibien, Reptilien, Vögel und deren Gelege, Schnecken, Muscheln, Krebse, Fische und Insektenlarven) als auch von pflanzlichen Bestandteilen (Obst und Nüsse).

Der „Speiseplan“ richtet sich nach dem jeweiligen gebietsspezifischen und jahreszeitlichen Angebot. Auch Essensreste im Müll und auf dem Kompost, Fallobst und zugängliches Haustierfutter werden gern gefressen.






Ökologische Auswirkungen des Waschbären auf die heimische Tierwelt

Das Gefährdungspotential, das durch den Waschbären ausgeht, hängt einerseits von seiner lokalen Dichte ab, andererseits ist auch die Konzentration der Beutetiere von Bedeutung.

Wichtige Nahrungsquelle sind Amphibien und Reptilien, doch auch Vögel fallen dem kleinen Bären zum Opfer. 

Es ist bekannt, dass einzelne Vogelarten infolge der Plünderungen ihrer Nester lokal verschwinden können, was besonders Koloniebrüter wie den Kormoran betrifft. 

Doch auch Greifvögel und höhlenbrütende Vögeln  kann der Waschbär zu schaffen machen. Ohne Mühe gelangt der geschickte Kletterer zu Horsten in Baumkronen und mit seinen beweglichen Pfoten kann er selbst durch enge Öffnungen von Bruthöhlen und Nistkästen seine Beute ergreifen.

Sind die Durchmesser der Einfluglöcher an den Brutkästen zu gering, entwickelt manch ein Waschbär eine Technik, die Löcher mit Hilfe seiner Krallen zu vergrößern. Einmal erfolgreich und auf den Geschmack gekommen, kann er sich regelrecht darauf spezialisieren, Nistkästen gezielt aufzusuchen und in der Folge lokal den Bestand der Höhlenbrüter stark zu dezimieren.

Was für die heimischen Prädatoren nur schwer zugänglich ist, kann sich der Kleinbär als Nahrungsquelle oftmals relativ leicht erschließen.



Auf Nahrungssuche: Ein Waschbär räubert ein Nest in der Rietberger Fischteichen aus.



An diesem Nistkasten hat ein Waschbär Kratzspuren hinterlassen, als er versuchte, das Einflugloch zu vergrößern.

Untersuchung zum Prädationsschutz der Vögel an Nistkästen gegen den Waschbären

Das Gefährdungspotential durch den Waschbären auf heimische Brutvögel soll verringert werden. Schwerpunkt des Projektes liegt auf der Entwicklung von Schutzvorrichtungen an Nistkästen, um die Erbeutung von Gelegen und Jungvögeln zu vermeiden.  

Zur Einschätzung der Effizienz der Maßnahmen werden Wildkameras gegenüber von Brutkästen mit Schutzvorrichtungen aufgehängt. Sobald sich ein Tier am Nistkasten befindet, werden die Kameras über einen Selbstauslöser aktiviert und zeichnen ein kurze Videosequenz auf. Auf diese Weise kann überprüft werden, ob und wie Waschbären versuchen, sich Zugang zur Beute im Kasten zu verschaffen.


Ergebnisse von der Untersuchung im Versmolder Bruch 2021

Die Untersuchung im Versmolder Bruch mit dem Einsatz von Wildkameras hat gezeigt, dass an den Nistkästen sowohl durch Säuger als auch durch Vögel Prädationsversuche ausgeübt werden. Erfolgreich war dabei lediglich ein Waschbär, der an einem Nistkasten mit Vorbau ein Gelege ausräuberte. Eine eindeutige Aussage zum Prädationsdruck durch den Waschbären im Vergleich zu anderen Nesträubern kann auf der Basis der Ergebnisse nicht getroffen werden. 

Die Biologische Station plant die Untersuchung zum Prädationsdruck durch den Waschbären fortzuführen. Hierbei werden dann die bodenbrütenden Wiesenvögel im Versmolder Bruch im Fokus stehen. In Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität Gießen sollen Waschbären besendert werden, um mehr über ihre Rolle als Prädator in einem Feuchtwiesenschutzgebiet zu erfahren. Durch moderne Telemetriesender ist es möglich, genaue Raum-Zeit-Zuordnungen einzelner Individuen zu erhalten. Das erlaubt wiederum Rückschlüsse auf das Prädationsverhalten oder die Nutzung bestimmter Habitatstrukturen. Mit dieser Kenntnis lassen sich Schutzmaßnahmen gezielt ausarbeiten und umsetzen.

Lesen Sie hier den Bericht zu der Untersuchung!



 





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