Ein erklärtes Schutzziel des Fauna-Flora-Habitat-Gebietes (FFH-Gebietes) Östlicher Teutoburger Wald sind u.a. die stark gefährdeten Fledermausarten Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) und Großes Mausohr (Myotis myotis). Über ihre Verbreitung und Häufigkeit dieser und auch anderer Fledermausarten liegen nur wenige Informationen für das das FFH-Gebiet vor. Seit 2013 führt die Biologische Station mit der Unterstützung des Zoologen Holger Meinig eine Untersuchung hinsichtlich der Fledermausfauna durch. |
Großes Bausohr. Bild: B. Walter |
UntersuchungsmethodeZur Überprüfung des Arteninventars führen wir in einzelnen Teilflächen des FFH-Gebietes Netzfänge von Fledermäusen durch. Eine hohe Fangwahrscheinlichkeit liegt in Bereichen mit alten Laubwaldbeständen. Die Baumhöhlen werden von Fledermäusen gern als Quartier angenommen. Zudem werden alte Laubwälder auch von Fledermausarten aus dem Siedlungsraum gern zur Nahrungssuche genutzt. Zur Erhöhung des Fangerfolges haben wir ein Fledermaus-Lockgerät eingesetzt, welches Sozialrufe von Fledermäusen erzeugt. Damit werden auch Arten angelockt, die normalerweise nur im Baumkronenbereich oder im freien Luftraum fliegen (z.B. Abendseglerarten, Gattung Nyctalus). Zur Erkennung von wiederholten Fängen einzelner Tiere werden die Fledermäuse mittels Nagellack an ihren Daumenkrallen markiert. Die Tiere wurden unverzüglich nach Fang, ggf. Vermessung und Markierung wieder freigelassen. Gefangen wurde ab der frühen Dämmerung bis ca. 02.00 Uhr des folgenden Tages. Während der Fangaktionen werden zusätzlich eine Horchbox und ein Fledermausdetektor in der Nähe der Fangplätze betrieben. Sie zeichnen die Rufe der vorbeifliegenden Fledermausarten auf und ermöglichen damit auch den Nachweis von nicht gefangenen Arten. In der Regel kann bei dieser akustischen Erfassung jedoch keine Aussage zur Anzahl der aufgezeichneten Individuen gemacht werden. |
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ErgebnisseMit Hilfe der Untersuchung konnten insgesamt 10 Fledermausarten im FFH-Gebiet Östlicher Teutoburger Wald nachgewiesen werden: |
Rote Liste NRW: Meinig et al. 2011 / Rote Liste Deutschland: Meinig et al. 2009
Rote-Liste Status: 2 - stark gefährdet 3 - gefährdet G - Gefährdung unbek. Ausmaßes anzunehmen D - Daten defizitär V - Vorwarnliste * - ungefährdet |
Abkürzungen Tabellenkopf: NRW = Nordrhein-Westfalen D = Deutschland |
FazitUnter den nachgewiesenen Fledermausarten ist die stark gefährdete Bechsteinfledermaus aufgrund ihrer Seltenheit eine Besonderheit. Für diese Art trägt Deutschland und somit auch NRW eine hohe Verantwortung zum Erhalt, da Mitteleuropa zum Kernareal der seltenen Bechsteinfledermaus gehört. Als Lebensraum benötigt die Bechsteinfledermaus höhlenreiche, mehrschichtige Laubwaldbestände mit einem hohen Eichenanteil. |
Bechsteinfledermaus. Bild: T. Walter |
Die Eiche bietet der Art durch ihre Grobborkigkeit eine hohes Insektenangebot als Nahrungsgrundlage und außerdem in ihrem Kronenraum Strukturen, die der Bechsteinfledermaus mit ihrer Jagdtechnik (Ablesen von Insekten von Ästen und Blättern – „Gleanen“) besonders entgegen kommt. Die Eiche gilt als die Laubbaumart mit der größten Diversität von ihr abhängiger Insektenarten Mitteleuropas. Eichenbestände im FFH-Gebiet Östlicher Teutoburger Wald sind unbedingt zu erhalten und auch beim Erreichen der forstwirtschaftlichen Hiebsreife nicht zu ernten, um der im Landschaftsraum sehr seltenen Art weiterhin Lebensraum zu bieten. Für eine arten- und individuenreiche Fledermausfauna von größter Bedeutung ist außerdem der Erhalt sämtlicher derzeitigen und wahrscheinlich zukünftigen Höhlenbäume (Bäume mit Todholzanteilen). Sie bieten den Fledermäusen geeignete Quartiere. |
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